Wir haben allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.
Als wäre das graue Herbstwetter nicht deprimierend genug, hämmern die Medien unermüdlich auf unsere Stimmung. Täglich berichten sie über Kriege, die „Deindustrialisierung“ in unserem nördlichen Nachbarstaat, vom aggressiven Auftreten Chinas. Wir hören von der gesellschaftlichen Spaltung in den USA und von den unheilvollen Folgen einer Wahl Trumps oder Harris (je nach Weltanschauung des Journalisten). Gewarnt wird pausenlos vor der „Klimakrise“, vor zunehmendem Protektionismus, Autokratismus, Rechtsextremismus. Regelmässig thematisiert werden die steigende Kriminalität, die unverantwortliche Schuldenwirtschaft, die abnehmende Qualität der Schulen und sehr viel Ungutes mehr. Höchstens am Rande lesen wir über Erfreuliches oder Lustiges. Ermutigende Worte sind rar, das Positive wird ziemlich systematisch ausgeblendet und verschwiegen. Wer regelmässig Zeitungen, Radio und TV konsumiert, muss fast zwangsläufig in Angst und Schwermut versinken.
Keine Frage: Viele der Warnungen sind nicht unbegründet und ernst zu nehmen. Die Welt ist (und war schon immer) voller Gefahren. Doch ist es auf unserem Planeten insgesamt wirklich so dunkel, wie es heute beschrieben und dargestellt wird? Stehen wir gar vor jenem Untergang, den im Laufe der Jahrtausende schon so mancher Prophet mit tiefer Überzeugung angekündigt hat?
Die Finanzmärkte übermitteln uns eine ganz andere Botschaft. Seit Jahren und Jahrzehnten steigen die Aktienkurse unübersehbar und markant, wenn auch mit Rückschlägen von Zeit zu Zeit. Das ist eine äusserst erfreuliche Entwicklung, die wir mindestens so ernst wie die warnenden Berichte nehmen sollten. Unternehmen blühen nicht in einer verdammten Welt. Viele halten die Börsen als Ort wilder, sinnloser Spekulation, der mit der realen Welt wenig zu tun haben scheint. Sie liegen falsch.
Aktienpreise sind nichts anderes als Prognosen. Sie reflektieren die Erwartungen der Marktteilnehmer an die künftigen Gewinne der Unternehmen. Natürlich können sich auch diese Prognosen als falsch erweisen. Doch die Prognosekraft der Finanzmärkte ist stärker als jene der Medien, aus zwei einfachen Gründen.
Erstens irren die Akteure an den Börsen weniger systematisch als die Journalisten. Letztere prognostizieren ziemlich verlässlich zu pessimistisch. „Bad news“ verkaufen sich besser. Wer schwärzer malt, verdient mehr Geld. Auch drückt die Weltanschauung bei Journalisten nicht selten verzerrend auf ihre Berichterstattung durch. Natürlich sind auch Investoren nicht davor gefeit. Doch sie haben einen starken Anreiz, die Welt so objektiv wie möglich zu beurteilen: Wenn sich ihre Einschätzung als falsch erweist, verlieren sie Geld. Prognosen der Anleger und Spekulanten sind aus purem Eigeninteresse weniger verzerrt als jene der Medien.
Zweitens sind die Prognosen der Börsen besser fundiert. Obschon es viele hochkompetente Redakteure gibt, hat Kompetenz an den Finanzmärkten ein höheres Gewicht als in den Medien. Nicht weil Investoren gescheiter sind. Sondern weil an den Finanzmärkten systematisch jene Marktteilnehmer den grössten Einfluss nehmen, die im konkreten Fall über die besten Informationen verfügen. Wer ein Unternehmen aufgrund eines Wissensvorsprungs zuverlässiger beurteilen kann, wer also bessere Karten im Börsenspiel hat, setzt mehr Geld. Aktienkurse werden tendenziell von jenen Marktteilnehmern getrieben, die aufgrund eines Informationsvorsprungs die zuverlässigsten Vorhersagen machen können.
Solange die Börsenkurse längerfristig grossflächig steigen und damit positive Aussichten für die Firmen reflektieren, solange können wir trotz allen Gefahren zuversichtlich in die Zukunft blicken. Natürlich geht es nicht allen automatisch gut, wenn die Wirtschaft floriert. Doch die Zukunftschancen steigen. Wo die Unternehmen darben, geht es den meisten Menschen und der Umwelt immer schlecht. Langfristig steigende Börsen sind ein starkes Indiz für eine Welt mit insgesamt erfreulicher Zukunft, ein wichtiger Ausgleich zum übertriebenen Pessimismus der Medien, Medizin gegen Schwermut.