Die jährlichen Finanzmarktprognosen der Banken und anderer Experten sind für Anleger pures Gift.
Wie jeden Januar geben Banken und Vermögensverwalter, Finanzjournalisten und andere berufene Experten ihre Aktien-, Währungs- und Zinsprognosen für das kommende Jahr zum Besten. Ein alljährliches Ritual.
Und wie jeden Januar gibt es ein paar Störenfriede wie den Partisan und andere, die sich regelmässig an die letztjährigen Prognosen erinnern. An Prognosen, die sich in ihrer Treffsicherheit nicht von einem blinden Schützen unterschieden. 2024 sowenig wie 2023 und praktisch jedes Jahr davor. Als Anleger könnte man die Zufallsprognosen mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen und zur Tagesordnung übergehen. Wenn die Prognosen nicht so toxisch wären.
Man muss sich fragen, weshalb die Auguren soviel Zeit und Energie in Vorhersagen ohne messbaren Gehalt investieren. Ganz offensichtlich existiert eine beträchtliche Nachfrage, die sich von noch so vielen, vergangenen Fehlprognosen nicht abschrecken lässt. Ich bekenne: Auch uns juckt es regelmässig in den Fingern, wenn wir über eine heisse Aktie lesen. Auch wir sind versucht zu verkaufen, wenn nach einer längeren Phase steigender Kurse wieder einmal vom bevorstehenden Crash gewarnt wird. Denn die Prognosen der Banken und Analysten sind regelmässig mit einleuchtenden Argumenten hinterlegt.
Doch plausible Begründungen führen an den Finanzmärkten nicht zu verlässlichen Prognosen. Es gibt immer gute Gegenargumente, auch wenn wir diese selber vielleicht nicht kennen. Wenn ein Aktienpreis nur steigen könnte, wäre die Nachfrage um ein Vielfaches grösser als das Angebot. Der Kurs wäre bereits gestiegen. Der Preis eines liquiden Wertpapiers reflektiert immer ein Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage, ein Gleichgewicht von Argumenten und Gegenargumenten.
Trotzdem und gegen jede Vernunft lassen wir uns durch Finanzmarktprognosen immer wieder gern verführen. Das wissen natürlich die Banken, die an den induzierten Transaktionen gutes Geld verdienen. Für private Anleger genauso wie für professionelle Portfoliomanager ist das toxisch. Jede Transaktion verursacht Kosten. Nicht nur Courtagen und Umsatzsteuern. Ganz wesentlich ist auch die sogenannte Geld-Brief-Spanne, die Differenz zwischen dem besten Kaufs- und Verkaufsangebot. Der Anleger kauft immer zum höheren Kaufpreis und verkauft zum niedrigeren Verkaufspreis. Die Differenz kann insbesondere bei wenig liquiden Papieren beträchtlich sein. Aber auch bei umsatzstarken Aktien addieren sich kleinere Differenzen mit der Anzahl Transaktionen zu erheblichen Beträgen.
Gegen das Gift der Finanzmarktprognosen hilft nur Abstinenz und Selbstdisziplin. Beim Partisan haben wir es uns zum heiligen Prinzip gemacht, nicht auf kurz- und mittelfristige Kurseinschätzungen zu reagieren. Das ist ein wesentlicher Grund für das gute Abschneiden im längerfristigen Konkurrenzvergleich. Neben der generellen Kosten- und Steuereffizienz, neben dem Grundsatz der echten Diversifikation, neben der Tatsache, dass wir im Gegensatz zum Gros der Konkurrenten wesentliche Teile unseres privaten Vermögens im Fonds halten.
Unser vielfach erprobte Rat an Anleger: Ignorieren Sie Aktien- und Währungsprognosen. Stopfen sie sich Wachs in die Ohren wie einst Odysseus Mannschaft gegen den verführerischen Gesang der Sirenen. Bleiben Sie unbeirrt bei Ihrer langfristig ausgerichteten, durchdachten Strategie.