There aint no such thing as a free lunch. Wer diese einfache Weisheit konsequent beachtet, ist für die Finanzmärkte besser gerüstet als viele Experten, Vermögensverwalter und Bankmanager.
Sind Ihnen der Kings-Club, Bernie Madoff oder Dieter Behring noch ein Begriff? Erinnern Sie sich an den Beinahe-Konkurs der UBS und einiger ausländischer Grösstbanken 2008/2009? Oder an die exzessiven Währungsverluste mancher Schweizer Exporteure, als die Nationalbank im Januar 2015 den Mindestkurs zum Euro aufhob?
Diese und viele weitere Riesenverluste und Skandale konnten nur aus einem Grund entstehen: Die betrogenen Anleger und Vermögensverwalter, die verantwortlichen Bankmanager, die gebeutelten Firmen haben das wichtigste Naturgesetz der Finanzmärkte ignoriert: There aint no such thing as a free lunch.
Im Jahr 2004 wurden wir auf Bernie Madoff aufmerksam. Der Fonds auf seine Strategie „Fairfield Sentry“ hatte sich seit 1991 bei scheinbar zuverlässigen, jährlichen Traumrenditen von um die 12% mehr als vervierfacht. Und trotz unserer Nachforschungen konnten wir kein entsprechendes Risiko entdecken. Ein Betrug schien uns über eine so lange Zeitspanne ausgeschlossen. Als bedeutender Wertpapierhändler wurde Madoff von der US-Börsenaufsicht SEC eng überwacht. Das nahmen wir zumindest an. Also ein free lunch? Die Verlockung war fast unwiderstehlich. Wir waren nahe daran, das Grundgesetz der Finanzmärkte in diesem Fall für ungültig zu erklären und in Madoffs Wunderfonds zu investieren. 2008 flog der Schwindel dann auf, die Investoren verloren ihr Geld.
Ähnlich muss es den Chefs der UBS in einem ganz anderen Fall ergangen sein. Im Zuge des amerikanischen Immbilienbooms bis 2007 tauchten immer mehr verbriefte Hypotheken am Markt auf. Viele dieser schwer durchschaubaren Wertpapiere wurden aufgrund ihrer spezifischen Konstruktion von UBS Risikomanagern als praktisch risikolos eingestuft. Genauso wie von den grossen Ratingagenturen. Trotzdem versprachen diese AAA-Obligationen eine deutlich höhere Rendite als etwa US Staatsanleihen oder Schuldverschreibungen von Nestlé. Ein free lunch? Die UBS ging davon aus und investierte viele Milliarden. Heute wissen wir: Analysten und Manager hatten die entscheidenden Risiken übersehen oder nicht sehen wollen. Dabei war gemäss dem Naturgesetz der Finanzmärkte klar: Ein Wertpapier, das besser als angeblich vergleichbare, sichere Anlagen rentiert, ist risikobehaftet. Mit Garantie. Können die Risiken nicht identifiziert und klar benannt werden, bedeutet das: Der Käufer akzeptiert Risiken, die er nicht kennt. Die UBS betrieb blind ein Vabanquespiel der Extraklasse.
Die Nationalbank „toleriert ab sofort keinen Euro-Franken-Kurs unter Eins Zwanzig. Die Nationalbank wird diesen Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen. Sie ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen“, verkündete ihr Präsident im September 2011. Viele Unternehmen interpretierten diese Worte als Einladung zu einem free lunch. In der Annahme, der Euro könne fortan nicht mehr unter CHF 1.20 fallen, verzichteten sie auf die Absicherung ihrer Währungsrisiken und sparten sich damit hohe Kosten. Dabei war der Mindestkurs nie in Stein gemeisselt. Gerade die Tatsache, dass die Absicherung von Euros trotz der Ankündigung der SNB nicht kostenlos wurde, zeigte das unmissverständlich. Nach wie vor wurden Euros höher als Franken verzinst. Als die Nationalbank den Mindestkurs im Januar 2015 aufhob, wurde der „free lunch“ dann teuer bezahlt.
Liest man aktuelle Berichte und Empfehlungen mancher Experten, so scheinen mehr oder weniger risikolose „Opportunitäten“ auch heute verbreitet zu sein. So werden etwa Bluechips mit hohen Dividenden oder undurchsichtig strukturierte Produkte als rentablere Alternative zu Qualitätsobligationen mit negativer Verzinsung angepriesen. Die Risiken werden oft klein- und kleinstgeschrieben. Doch auch tiefe Zinsen setzten Naturgesetze nicht ausser Kraft. Wird eine erhöhte Rendite in Aussicht gestellt, stellt der gewiefte Investor deshalb immer die gleiche, unbeliebte Frage: Welches Risiko ist damit verbunden? Ist die Antwort nicht glasklar und verständlich, gilt für Kleinanleger wie für Profis ausnahmslos: Hände weg! Wer diesen einfachen Grundsatz konsequent befolgt, vermeidet böse Überraschungen. Er ist für die Finanzmärkte besser gerüstet als viele Experten, Vermögensverwalter und Bankmanager.