Experten und Prognostiker wiederholten auch im Jahr der Pandemie die ewig gleichen Fehler: Sie lassen sich von absehbaren Überraschungen zu sehr überraschen. Und sie unterschätzten den Erfindergeist der Menschen.
Parallel zu den Viren verbreiteten sich 2020 auch die Fehlprognosen. Zugegeben, der Ausbruch einer Pandemie ist schwer vorauszusagen. Trotzdem überrascht, dass sich Prognostiker von Corona dermassen überraschen liessen. Mit einem solchen „Jahrhundertereignis“ habe niemand rechnen müssen, erklärten manche Ökonomen. Sie vergassen dabei, dass „Jahrhundertereignisse“ nicht nur alle hundert Jahre, sondern viel öfter auftreten. Seit 1900 hatten wir unter anderem zwei Weltkriege, die spanische Grippe, die grosse Depression, die Erdöl-, die Finanz- und die Coronakrise. Regionale Katastrophen grössten Ausmasses wie der „grosse Sprung“ in China kommen dazu. Mit einem „Jahrhundertereignis“ ist grundsätzlich immer zu rechnen. Die Ökonomen, die das vergassen, übersahen auch, dass die Pandemie durchaus nicht aus dem Nichts kam. Das belegt etwa die Botschaft des Bundesrates zur Totalrevision des Epidemiengesetzes klar.
Bei dieser einen Überraschung blieb es nicht. Kaum hatten die Auguren erkannt, dass die Corona-Epidemie die ganze Welt erfasst, bestärkten und übertrafen sie sich gegenseitig mit immer schwärzeren Szenarien. Doch inzwischen zeichnet sich ab: So verheerend wie im Frühjahr befürchtet und vorhergesagt, wird es bei Weitem nicht, weder was die Zahl der Todesopfer, noch was die wirtschaftlichen Schäden insgesamt betrifft. Damit soll die Lage keineswegs beschönigt werden. Und die Aktienkurse der kotierten Firmen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Unternehmen – vor allem kleinere ohne starke Lobby – die Lockdowns nicht überleben werden. Die rabenschwarzen gesamtwirtschaftlichen Prognosen wurden jedoch wieder massiv nach oben korrigiert.
Auch das ist keine totale Überraschung. Wie so oft in der Geschichte haben die Experten und ihre Modelle die Anpassungsfähigkeit, den Erfindergeist, die Reaktionsgeschwindigkeit der Menschen unterschätzt. Nach der Aufhebung des Mindestkurses durch die Nationalbank begegneten die Schweizer Exporteure dem massiv erstarkten Franken nicht dem vielfach prognostizierten Untergang, sondern mit besseren Produkten und Effizienzsteigerungen. Auch heute treten die Unternehmen den Lockdowns mit Ideen und neuen Lösungen, nicht mit Lethargie entgegen. Impfstoffe wurden mit neuen Verfahren in Rekordzeit entwickelt. Wirksamere Behandlungsmethoden wurden erprobt, effizientere Eindämmungsstrategien werden erforscht. Die Innovationen und der enorme Zuwachs an Wissen werden weit über die Pandemie hinaus Wirkung entfalten. All das (und nicht nur die masslose Geld- und Fiskalpolitik) beflügelt die Wirtschaft. Wie immer haben das die Börsen vor den Experten erkannt.
Der Partisan besitzt die seltene Gabe, die Zukunft klar zu sehen. „Die Finanzmärkte werden sich nicht an die Prognosen der Experten halten“ prophezeite er für 2018, 2019 und 2020. Und traf immer ins Schwarze. Wir prophezeien für 2021: Die Finanzmärkte werden sich nicht an die Erwartungen der Experten halten. Und fügen kühn hinzu: Die Prognosen der Experten werden sich – zeitlich verzögert – an die Bewegungen der Finanzmärkte halten.