Gute Weiterbildung ist nicht nur lehrreich, sondern ebenso anstrengend und abenteuerlich. Das erfuhren einige Partisankunden und -interessenten hautnah während der unkonventionellen Weiterbildung in St. Antönien. Was haben wir gelernt? Die Analogien zwischen einer Skitour und dem Geldanlegen sind frappant:
1. Prognosen sind oft falsch. Dennoch sind sie wertvoll.
„Wahrscheinlich oft bewölkt und zeitweise Niederschlag“, lautete die Prognose drei Tage vor unserer Skitour auf den Rotspitz im Bündner Prättigau. „In Graubünden ist es ziemlich sonnig“, orakelte das Lawinenbulletin dann am Vorabend.
Das Wetter hielt sich an keine dieser Prognosen. Weder Niederschläge noch viel Sonne trafen wir an, dafür aber dichten Nebel. Waren die Prognosen also wertlos? Keineswegs: Wer den Wetterbericht aus kritischer Distanz verfolgte, hatte aufgrund der ständig wechselnden Vorhersagen schon früh gemerkt: Die Grosswetterlage war allgemein instabil.
Die konkrete Wetterentwicklung an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit war deshalb kaum vorhersehbar. Starke Niederschläge oder Sturm konnten indes mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Warum ist das wertvolles Wissen? Wer es hat, kann sich auf die möglichen Entwicklungen gezielt vorbereiten und in entsprechenden Alternativen planen. Ähnliches gilt bei der Verwendung unsicherer Wirtschaftsprognosen für die Planung eines Anlagekonzepts.
2. Optimismus zahlt sich aus
Hätten wir die erste Wetterprognose beim Wort genommen, wir hätten die Tour gleich abgeblasen. Das wäre ein grosser Verlust gewesen. Der Aufstieg war durch wunderbare Wetterstimmungen geprägt. Und er wurde mit einer kaum zu überbietenden Aussicht belohnt. Wie im Flugzeug fühlten wir uns über den Wolken. Die Abfahrt im dichten Nebel war zwar kein grosses Ski-Vergnügen, dafür aber ein unvergessliches Erlebnis für die Teilnehmer.
Analog gilt: Wer sich von jeder Prognose einer möglichen Aktienmarktkorrektur ins Bockshorn jagen lässt, wird selten Aktien halten und damit auch deren langfristige Rendite verpassen. Nicht fahrlässiger Überschwang, doch ein vernünftiges Mass an Optimismus ist eine Voraussetzung fast jeder tollen Skitour und jeder langfristig erfolgreichen Anlagestrategie.
3. Gute Vorbereitung heisst: Redundanz und Diversifikation
Und auch während der Tour gilt: Wer gut vorbereitet ist und in Alternativen geplant hat, braucht nicht bei der ersten Nebelschwade das Handtuch zu werfen und umzudrehen. Bei guter Sicht war der Aufstieg recht einfach. Erst als der Nebel kam, zeigte sich der Wert der Vorbereitung auf andere Szenarien. Worin bestand diese Vorbereitung?
Wenn man im dichten Grau plötzlich nichts mehr sieht, braucht man von der Sicht unabhängige (redundante) Orientierungsmittel: Eine Karte mit geplanter Route, einen Höhenmesser, Kompass, vielleicht ein GPS.
Die Analogie zur Anlagestrategie könnte kaum klarer sein. Wer sein gesamtes Vermögen etwa nur in Aktien oder nur auf dem Bankkonto hält, ist ausserordentlich exponiert. Im ersten Fall, wenn sich die Wirtschaft schlecht entwickelt, in letzterem Fall wenn die Inflationsrate unerwartet stark und anhaltend anzieht. Echte Diversifikation in möglichst unabhängige Anlageklassen ist beim Investieren das Mittel der Wahl. Wo immer möglich sollte man es vermeiden, sich von nur einer Anlageklasse, von nur einem Orientierungsmittel abhängig zu machen. Redundanz und Diversifikation sind entscheidende Konzepte beim Bergsteigen wie beim Investieren.