Einige Banken empfehlen risikoscheuen Kunden „sichere“ Obligationenfonds. Dabei sind heute gerade diese besonders riskant.
Ist eine Geldanlage, die während der nächsten zehn Jahre mit hoher Wahrscheinlichkeit 30%, 40% oder noch mehr ihres Wertes verliert, sicher? So absurd die Frage klingt: Einige Banken beantworten sie implizit mit ja.
Zum Beispiel die Raiffeisen. Sie empfiehlt Anlegern, „die Wert auf grösste Sicherheit legen“, kurzfristige Obligationenfonds. Dahinter steht die Überlegung, dass solche Fonds in aller Regel nur geringen Kursschwankungen unterliegen.
Das stimmt zwar. Die Preise kurzlaufender Anleihen guter Schuldner bewegen sich selten stark. Und dennoch: Wer in „sichere“ Obligationenfonds investiert, verliert voraussichtlich jedes Jahr 3% bis 4% des angelegten Betrags.
Das glauben Sie nicht? Verständlich. Aber rechnen wir nach.
- Erstens sind heute die Renditen sicherer Obligationen negativ. Eine Anleihe der schweizerischen Eidgenosschenschaft mit einer Laufzeit von 5 Jahren beschert ihrem Käufer einen jährlichen Verlust von -0.85%.
- Zweitens verlangen die grösseren Banken meist happige Gebühren. Der entsprechende Fonds der UBS belastet laufende Kosten von 0.98%, jener der Crédit Suisse 0.69% p.a. Dazu kommen Depotgebühren, typischerweise 0.2% bis 0.4%. Natürlich jedes Jahr. Beim Kauf und Verkauf des Fonds fallen beträchtliche Courtagen an. Bei der ZKB z.B. je 1%. Weitere, nicht ausgewiesene Kosten wie die „Geld-Briefspanne“ bei jeder Transaktion innerhalb des Fonds kommen dazu.
- Tribut verlangt, drittens, der Fiskus. So fielen beim erwähnten Fonds der Crédit Suisse 2018 1.2% steuerbare Erträge an. Ein Anleger mit Grenzsteuersatz 35% bezahlt auf dem Investment jährlich 0.4% Einkommenssteuern. Bei der Zeichnung des Fonds werden ihm obendrein 0.15% Stempelsteuern belastet.
- Und schliesslich frisst noch die Inflation beharrlich am realen Wert des Fonds. In der Schweiz betrug die offizielle Teuerung letztes Jahr rund 1%, wobei diese Zahl deutlich zu tief liegen könnte. Und aufgrund der weltweit überbordenden Staatsverschuldung, die zunehmend durch die Zentralbanken finanziert wird, besteht ein nicht zu unterschätzendes Risiko, dass die Teuerungsraten in den kommenden Jahren in die Höhe schnellen.
Zählen wir das alles zusammen, resultiert für den Anleger ein jährlicher Kaufkraftverlust von rund 3% bis 4%. In zehn Jahren sind das fast 30% bis 40%. Oder noch mehr, falls die Inflation steigen sollte.
Für Sparer mit längerem Zeithorizont sind heute nicht mehr Kursschwankungen, sondern negative Zinsen, Kosten, Steuern und Inflation der Risikofaktor Nummer 1. Darauf ist bei Geldanlangen entsprechend zu achten. Und wer zudem einen Teil seines Vermögens in Aktien diversifiziert, fährt trotz möglicher Kursverluste sehr viel sicherer als nur mit Obligationen. Mehr dazu erfahren Sie im nächsten Beitrag.