Präsident Biden hat etwas vergessen: Zur Befriedigung unbegrenzter Bedürfnisse stehen nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Das unterscheidet unsere Welt vom Schlaraffenland. Seine Programme schwächen die Wirtschaft. Sie beschleunigen die gefährliche Staatsverschuldung und begünstigen eine drohende Inflation. Das Vertrauen in den US Dollar könnte plötzlich schwinden.
Viele Bankanalysten lassen sich von Bidens gigantischen Ausgabeprogrammen blenden. Mit «einem längerfristigen Schub für die Produktivität» rechnet etwa die UBS. Solche Prognosen sind voraussehbar falsch, weil sie zwei Tatsachen missachten: Ressourcen sind beschränkt. Und der Präsident masst sich Wissen an, das er nicht hat.
Das Grundproblem der Ökonomie
Qualitativ hochwertigere Nahrungsmittel, mehr Freizeit, vielfältige Medien, eine grössere Wohnung, Tierschutz, bequemere Züge, Medikamente mit weniger Nebenwirkungen: Unsere Bedürfnisse sind unbegrenzt. Begrenzt sind aber die Ressourcen, die wir zur Befriedigung dieser Bedürfnisse benötigen: Arbeitskräfte, Rohstoffe, Land. Wie verwenden wir die knappen Ressourcen angesichts dieses Konflikts? Das ist das Grundproblem der Ökonomie.
Präsident Biden hat bereits sein drittes, billionenschweres Ausgabenpaket angekündigt. Mit schwindelerregenden Beträgen will er alle möglichen und unmöglichen Bedürfnisse bedienen. Mehr elektrische Autos, schnellere Internet-Anschlüsse, bessere Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden, modernere Flughäfen, breitere Autobahnen, reineres Trinkwasser, mehr als zwei Millionen neue und renovierte Häuser. Sichere und gesunde Arbeitsplätze, neue Schulen für alle Drei- und Vierjährigen, sowie leistungsfähigere Spitäler will er schaffen. Auch für «small businesses», «Biosicherheit», Klimaforschung, die amerikanische Industrie, die Landwirtschaft und Dämme sollen mehr Mittel bereitgestellt werden. Die Liste Bidens grosszügiger Versprechen ist so grenzenlos wie die Bedürfnisse amerikanischer Wähler.
Doch Joe hat ein Detail vergessen: Den kleinen Unterschied zwischen den USA und dem Schlaraffenland, die Knappheit der Ressourcen, das Grundproblem der Ökonomie. Wer baut und renoviert die geplanten zwei Millionen Häuser? Wer unterrichtet in den neuen Schulen? Woher kommen die zusätzlichen Klimaforscher? Haben alle für Bidens Pläne benötigten Handwerker, Lehrer, Ingenieure, Wissenschafter und Ärzte bis anhin nur Nutzloses geleistet? Welchen Verwendungszwecken werden knappe Rohstoffe wie Kobalt und seltene Erden durch die subventionierte Massenproduktikon von Elektroautos entzogen? Wessen Bedürfnisse werden da stillschweigend zurückgestutzt, wer muss auf all die staatlich verplanten Ressourcen verzichten? Niemand weiss das genau. Klar ist aber: Werden Bidens Pläne umgesetzt, fehlen andernorts Arbeitskräfte, Rohstoffe und Land. Viele benötigte Güter und Dienstleistungen werden nicht hergestellt.
Anmassung von Wissen
Die entscheidende Frage lautet deshalb: Weiss der Präsident besser als die Unternehmen, wie die knappen Ressourcen effizient verwendet werden? Kann der amerikanische Staat besser als seine Bürger beurteilen, welche Bedürfnisse für diese wichtig sind und deshalb prioritär befriedigt werden sollten? Es gibt solche Fälle. Ökonomen sprechen von Kollektivgütern und externen Kosten (wobei sie oft vergessen, dass so gerechtfertigtes staatliches Handeln dann häufig selbst noch höhere externe Kosten verursacht). In aller Regel wissen die Bürger und Unternehmen besser als Politiker und Beamte, was für sie persönlich, ihre Kunden und Mitarbeiter, also für die Wirtschaft und die Gesellschaft sinnvoll ist. Sie sind näher am Geschehen. Sie kennen ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten. Kurzum: Sie besitzen das relevante Wissen, das der Staat sich jetzt anmasst. Wie so viele Politiker vor ihm überschätzt auch Biden seine Möglichkeiten. Seine masslosen Programme werden die Wirtschaft absehbar schwächen.
Irrationale Aktienmärkte?
Sind die steigenden Aktienpreise also irrational? Nicht unbedingt. Zwei Faktoren spielen eine wichtige Rolle: Erstens ist die Wirtschaft nicht homogen. Die grossen, börsenkotierten Firmen unterhalten in Washington schlagkräftige Lobbyorganisationen. Ihre Interessen finden leicht den Weg in Bidens Gesetze. Viele werden profitieren, zumindest in der kurzen Frist. Hilferufe der Kleineren verhallen dagegen meist ungehört. Zweitens beschleunigen die Programme die Staatsverschuldung und erhöhen damit das Risiko starker Inflation. Die Inflationserwartungen sind innert Jahresfrist bereits markant gestiegen. Wer eine sinkende Kaufkraft des Geldes antizipiert, flüchtet ganz rational in reale Anlagen wie Aktien und treibt so die Kurse.
Biden will die Ausgaben zwar mit massiven Steuererhöhungen finanzieren. Doch die zur Kasse gebetenen Unternehmen und Reichen werden mit Sicherheit Wege finden, die drückende Steuerlast zu reduzieren. Und hohe Steuern senken den Anrzeiz zu arbeiten, zu produzieren. Sie beeinträchtigen die Wirtschaftsleistung und das künftige Steuersubstrat. Massive Steuererhöungen führen auf die Dauer selten zu massiv steigenden Steuereinnahmen. Biden macht seine Rechnung ohne den Wirt.
Teuflische Worte
Der amerikanische Präsident schlägt alle Warnungen stur in den Wind, selbst jene des Teufels. Umsomehr sollten wir Anleger diesen Fehler vermeiden. Zum Thema Währung mahnt der Teufel:
„Currency, n. A nation’s money, from the Latin currere, to run or to flow. Once confidence in a nation’s economy weakens, the populace may rush to convert local money to foreign currency, thereby further weakening the value of local money and potentially resulting in a run on the currency, which is both linguistically redundant and economically frightening. The US dollar has avoided that fate – so far.“
Sicher, der Teufel malt den Teufel an die Wand, soweit muss es nicht kommen. Doch er hat Gründe. Der Partisan nimmt die Warnung ernst und hält weniger USD (und Euro) als seine Konkurrenten, Banken mit teils verblendeten Prognosen.